Im Turboschritt zur Hochschuldozentin für Arbeitsmedizin

Dr. Julia Krabbe (34) profitierte als eine der ersten von der neuen Weiterbildungsordnung für Arbeitsmedizin

„Als ich in die Arbeitsmedizin wechselte, war schon klar, dass die neue Regelung kommt“, erzählt Dr. Julia Krabbe, Privatdozentin am Aachener Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin. „Ich habe sogar richtig darauf gewartet! Sie hat meine Facharzt-Weiterbildung um zwei Jahre verkürzt. Jetzt bin ich da angekommen, wo ich immer hinwollte: Ich kann lehren, forschen und mit Patientinnen und Patienten arbeiten. Das war immer mein Wunsch.“

Freie Wahl der Fachrichtungen

Dr. Krabbe arbeitete nach ihrer Approbation zwei Jahre lang in der Intensivmedizin. Bislang wurde diese Zeit für die fünfjährige Weiterbildung zur Arbeitsmedizinerin nicht angerechnet: mindestens zwei Jahre klinische Tätigkeit in den Fachgebieten „Innere Medizin“ oder „Allgemeinmedizin“ waren Voraussetzung. „Das hat sich geändert“, freut sich Dr. Julia Krabbe. „Jetzt wird jede Fachrichtung anerkannt, die mit der unmittelbaren Patientenversorgung befasst ist. Also auch meine Intensivmedizin.“

Dr. Krabbe wollte immer in die Forschung. „Schon als Schülerin habe ich an dem Wettbewerb ‚Jugend forscht‘ teilgenommen“, erzählt sie. Und sie gewann sogar einen Preis! „Einen Sonderpreis“, lacht die Mutter eines zweijährigen Sohnes. Das Thema war ein wenig speziell „Polysaccharid-Speicher-Myopathie bei Pferden“. Was sich aber bereits zeigte, war ihr hohes Interesse an der Medizin. „Von klein auf bin ich den Dingen auf den Grund gegangen“, sagt Dr. Krabbe. „Erst wollte ich Tierärztin werden, dann Wissenschaftlerin in der Medizin. Letzteres bin ich geworden.“ Elterlich vorbelastet ist sie nicht: Mutter und Vater arbeiteten bei der Kripo.

Breites Forschungsfeld Arbeitsmedizin

Ein typischer Tag im Leben von Dr. Krabbe beginnt in der Ambulanz. Hier berät und untersucht sie ihre Patientinnen und Patienten, auf mögliche Lungenerkrankungen beispielsweise oder auf eine Berufskrankheit. „Mit Glück habe ich dabei eine Studentin oder einen Studenten an meiner Seite, die ich dabei ausbilden kann“, sagt sie. Nachmittags schreibe sie Gutachten oder befunde Röntgenbilder, kommuniziere mit Studierenden oder ihren Doktorandinnen und Doktoranden, deren Dissertationen sie betreut. „Ich forsche gerne im Team!“ betont sie. Was ihr wichtig ist: „Arbeitsmedizin ist so viel mehr als die Lehre von den Berufskrankheiten!“ Das sei das Großartige an dem Fach. „Es ist so breit und vielfältig, die Einsatzgebiete reichen von der klassischen Betriebsmedizin über Notfall- und Reisemedizin bis hin zum Gesundheitsmanagement und weit darüber hinaus.“

Der Faktor Zeit

Die Möglichkeit, sich intensiv mit Forschungsthemen auseinanderzusetzen, zeichne ihre Tätigkeit aus. „In welcher anderen medizinischen Disziplin geht das?“ fragt sie. Klinik-Ärztinnen und Ärzte seien zeitlich meist zu stark eingebunden, um sich einem wissenschaftlichen Thema kontinuierlich zu widmen. Sie forschten in ihrer Freizeit – aber selbst die werde häufig durch Notfalldienste begrenzt. „In der Arbeitsmedizin hingegen geht alles“, sagt Dr. Krabbe. Genau das habe sie gewollt: Vielfalt, Abwechslung, Herausforderung. Jeder Tag sei anders. Überraschend. Das sei zwar manchmal etwas anstrengend, weil man sich in immer neue Themen einarbeiten und auf immer neue Menschen einstellen müsse. „Aber für mich“, sagt Privatdozentin Dr. Julia Krabbe, „gibt es dazu keine Alternative.“