24.01.2023

Stipendiatin Dr. Nora Heinemann-Saupp

Erhält zwölf Monate lang Unterstützung für die Kitabetreuung ihrer zweijährigen Tochter.

Liebe Frau Dr. Heinemann-Saupp, als angehende Ärztin waren Sie viel in Europa unterwegs: Sie haben Ihre Famulatur in Norwegen verbracht, ein halbes Jahr in Spanien studiert, zwei Monate Praktisches Jahr in der Chirurgie in Irland gearbeitet. Wie kam es dazu?

Ich fand andere Länder schon immer spannend: wie sie ihr Gesundheitssystem organisieren, mit ihren Patientinnen und Patienten umgehen, Medizin ausüben. In Dublin beispielsweise laufen die Ärztinnen und Ärzte alle in Anzug und Abendkleid herum. Im Abendkleid! Das ist schon speziell. Das musste ich mir erst mal besorgen.

Seit 2022 sind Sie als angehende Arbeitsmedizinerin beim Betriebsarztzentrum Remscheid in Nordrhein-Westfalen unterwegs. Wie kam es zu dieser Entscheidung?

Ich bin seit 2016 Mutter eines Sohnes, seit 2020 einer kleinen Tochter. Ich suchte eine Tätigkeit mit geregelten Arbeitszeiten, in die ich meine ganze ärztliche Erfahrung einbringen kann. Seit meiner Approbation 2013 habe ich nicht nur in verschiedenen Ländern, sondern auch in verschiedenen Fachgebieten gearbeitet: in der Inneren Medizin, der Kinder- und Jugendmedizin und der hausärztlichen Praxis meines Vaters. Ich suchte einen Job, in dem ich Familie und Beruf unter einen Hut bringen, mein Fachwissen anwenden und zugleich neue Welten kennen lernen kann.

Die Arbeitsmedizin ermöglicht Ihnen das?

Ja, ich benötige mein ganzes Können. Arbeitsmedizin ist eine ganzheitliche, sprechende, präventive Medizin. Und: Ich kann meine Rollen als Mutter und als Medizinerin unter einen Hut bringen. Es gibt so gut wie keine Notfälle, alles ist super planbar. Als Mitarbeiterin in der hausärztlichen Praxis meines Vaters musste ich mich beispielsweise ständig zwischen den Bedürfnissen meiner Patientinnen und Patienten und denen meiner Familie entscheiden. Etwa, wenn ich mein Kind aus dem Kindergarten abholen wollte und just in dem Moment das Altersheim anrief und dringend um die Begutachtung einer Patientin bat. Ich konnte nie „Nein“ sagen, es war ein ständiger Spagat.

Und die neuen Welten?

Sind jetzt fremde Arbeitswelten: Durch meine Tätigkeit als Arbeitsmedizinerin hat sich mein Blick auf die Welt verändert. Wenn ich beispielsweise eine Baustelle sehe oder eine Produktionsfirma von innen, überlege ich sofort: Was machen die Leute da? Welchen Gefahren sind sie dabei ausgesetzt? Was kann man tun, damit es allen gut geht?

Wie sind Sie auf das Stipendium des Aktionsbündnisses gestoßen?

Über das Internet. Ich erhalte ein Jahr lang einen Zuschuss in Höhe von 300 Euro für die Kitabetreuung meiner zweijährigen Tochter. Das ist eine tolle Unterstützung! Da ich in Teilzeit arbeite, verdiene ich natürlich weniger. Das Stipendium erleichtert es mir, Arbeitsmedizinerin zu werden.

Die 37-jährige Ärztin Dr. Nora Heinemann-Saupp am Produktionsstandort eines ihrer betreuten Unternehmen.
(Foto: © Nora-Heinemann-Saupp )