„Ich habe den perfekten Job“

Familie und Beruf unter einem Hut und glücklich in beiden Welten: Dr. Eva Brantzen (35), Weiterbildungsassistentin am Institut für Lehrergesundheit

Dass Eva Brantzen Ärztin wird, war aus ihrer Sicht unausweichlich: „Ich bin genetisch vorbelastet: Meine Großeltern waren Ärzte, meine Eltern führten gemeinsam eine Hausarztpraxis. Das Thema war bei uns immer präsent. Schon als kleines Mädchen wollte ich wissen, worüber da gesprochen wird.“
Dabei erlebte sie allerdings auch, dass die Arbeitstage ihrer Eltern nie endeten. „Sie nahmen die Sorgen ihrer Patientinnen und Patienten mit nach Hause und diskutierten sie bis spät in die Nacht.“ Was Eva Brantzen derart beeindruckte, dass sie zunächst ein Lehramts-Studium aufnahm. „Ich wollte einfach einen Beruf ausüben, der es ermöglicht, auch eine Familie zu gründen“, sagt die 35-Jährige.
Nach einem Semester Mathematik und Katholischer Religion war der Wunsch, Ärztin zu werden, doch zu groß. Sie nahm 2005 ihr Medizinstudium auf, das sie 2011 mit der Approbation und Promotion beendete.

Während der Assistenzzeit wird der erste Sohn geboren

2012 kommt ihr erster Sohn zur Welt. Zu der Zeit arbeitet Eva Brantzen als Assistenzärztin auf der Inneren Station einer Rüsselsheimer Klinik. „Ich habe versucht, Teilzeit zu arbeiten“, erinnert sie sich. „Aus den vereinbarten 50 Prozent Arbeitszeit wurden aber regelmäßig 75 Prozent. Stationsdienst und Teilzeit sind schwer zu vereinbaren.“ Ihr Wechsel in den Notfalldienst machte die Sache nicht leichter: „Schichtdienst ist mit Kindern auf Dauer nicht kompatibel“, erzählt sie. „Wenn ich abends zum Dienst aufbrach, fragte mich mein Sohn: ‚Mama, es ist doch jetzt Abend, warum gehst Du denn jetzt zur Arbeit?‘ Das ist dann schon nicht so leicht. Man steht immer zwischen den Welten.“
Als dann ihre beiden anderen Söhnen 2015 und 2017 geboren werden, ist an eine Tätigkeit in der Klinik nicht mehr zu denken. „Über Empfehlungen wurde ich auf die Arbeitsmedizin aufmerksam gemacht“, erzählt Eva Brantzen. Das Versprechen: geregelte Arbeitszeiten, vielfältige Aufgaben, sinnstiftende Tätigkeit. 2018 absolviert sie mehrere Hospitationen in überbetrieblichen Diensten und Firmen, ebenfalls 2018 beginnt sie als Weiterbildungsassistentin beim Institut für Lehrergesundheit, das für die Gesundheit von 45.000 Lehrkräften in Rheinland-Pfalz zuständig ist. Hier schließt sich der Kreis: In ihrer neuen Tätigkeit kann Eva Brantzen nicht nur Familie und Beruf gerecht werden, sondern auch ihr Interesse für Schule, Lehre und Medizin verwirklichen.

2 x 12 Monate 300 Euro Stipendium

Seit Aufnahme ihrer Tätigkeit am Institut nimmt Eva Brantzen das Stipendium des Aktionsbündnisses zur Kinderbetreuung in Anspruch: Zwei Jahre lang erhält sie jeden Monat 300 Euro. „Nur durch dieses Stipendium und die Unterstützung meiner Familie kann ich 32 Stunden arbeiten und meine Weiterbildung zügig zu Ende bringen“, erzählt sie. Was ihr besonders viel Freude macht an ihrer Tätigkeit ist, dass sie es nicht nur mit Medizinerinnen und Medizinern, sondern einem interdisziplinären Team aus verschiedenen Disziplinen zu tun habe: Soziologie, Psychologie, Epidemiologie, Technik und Ingenieurswissenschaft. Darüber hinaus ist sie dankbar, präventiv tätig sein zu können: „Auf der Inneren hatte ich oft das Gefühl: Ich komme zu spät! Natürlich rettet man auch hier Leben, etwa Menschen mit einem Herzinfarkt. Aber den Schaden kann man nicht verhindern. In der Arbeitsmedizin schon.“ Und: „Ich erreiche hier Menschen, speziell Männer, in einem Alter, in dem sie nie zum Arzt gehen. Und ich habe Zeit für sie: In der Arbeitsmedizin gibt es keinen Zehnminutentakt.“

Curriculum Vitae

Studium und Ausbildung. *1985 in Trier, aufgewachsen in Mainz. 2005-2011 Studium der Medizin. 2012-2018 Weiterbildung als Assistenzärztin zur Internistin am GPR Klinikum in Rüsselsheim (mehrmals unterbrochen durch Mutterschutz und Elternzeit); seit 2018 Weiterbildungsassistentin für Arbeitsmedizin am Institut für Lehrergesundheit. Voraussichtlicher Abschluss: 2022 als Fachärztin für Arbeitsmedizin. Mutter von drei Söhnen: 5, 2 und 1 Jahre alt.